Zugfahren ist ein langweiliger Sport. Und gleichzeitig unglaublich spannend. Eingeschlossen im Raum spärlicher Möglichkeiten, treiben sonst unlautere Beobachtungen wieder an die Oberfläche. Kein Wifi, kein Strom, dafür aber echte Menschen, und echte Geschichten, die den Einlass an der Wand passieren.
Unmerklich passt man sich an die Gegebenheiten an. Die Nähe zu unbekannten Menschen, die Abgeschlossenheit, und gleichzeitig das Mittendrin sein, in der Natur, in den kleinen Dörfern, die hier in Gemütlichkeit vorbeiziehen. Gerade im Osten Europas, wo die Züge, und Menschen um einiges langsamer verkehren.
Wenn der Tag zu Ende geht, dauert es lange bis die Nacht auch tatsächlich auch über dem Zug einbricht. Warten und beobachten. So wie früher. Die Gäste am Gang kommen gerade von der Abendtoilette, in den Abteilen werden die Betten heruntergeklappt.
Und doch scheint es irgendwie eigentümlich, dass wir, während um uns alles dunkelt, und schläft, in einer beleuchteten Schlange durch die Nacht rauschen.
Wenn es dann spät ist, bleibt zuallerletzt nur noch der gleichmäßige Rhythmus, und ein wenig Licht auf den Geleisen, der uns an das stille Nichts verrät. Wir aber, die wir in den weissen Leintüchern liegen, können die Landschaft spüren. Ihre Kurven und Steigungen, während sich das Gewicht auf dem Schaumstoff von einer Seite auf die Andere verlagert. Keine 2 Meter entfernt zieht die Umgebung vorbei, und gehört einem doch nicht.
Auch der Morgen lässt sich Zeit. Mehr als Zuhause, wo alles nebenbei passiert. Die Sonne tut sich gemächlich, in ihrer Gänze, neuerlich die Bühne des Lebens zu betreten. Und dann, vielleicht mangels anderer Möglichkeiten, ist es eine Freude, durch den Vorhang zu lugen, und im aufstrebenden Licht, mehr und mehr der neuen, unbekannten Welt zu entdecken.
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