Chiang Mai, Thailand
Inzwischen habe ich schon den ein oder anderen Reisenden getroffen, der nicht hier her gekommen ist um sich von seinem Job zu erholen, oder um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Nein, er ist schon so lange unterwegs, dass er nicht die Abwechslung vom Leben sucht, sondern die Abwechslung lebt.
Hauptberuflich Nomade, mit etwas Einkommen im Nebenberuf.
Wenn man gerne reist, warum sollte man es nur 2 Wochen im Jahr tun? Er hat seine Prioritäten anders gesetzt.
Er hat mit dem Leben gesprochen und gehört das es immer das sein wird, was er mit ihm ausgemacht hat. Es ist nicht hier um uns zu limitieren, es ist auch nicht hier um es uns schwer zu machen. Wir sind das Leben selbst, und auch diejenigen die alle Konsequenzen tragen.
Weniger
Der Mensch ist um so reicher, je mehr Dinge er liegen lassen kann.- Henry David Thoreau, 1854
Die meisten Geschichten von solchen Leuten beginnen damit, dass sie einen Job hatten, der sie zwar nicht in allem erfüllt hat, aber das Geld war gut, und auch notwendig. Denn egal wieviel man verdient, es war nicht zu viel. Eine Kündigung kommt alleine deswegen schon nicht in Frage, weil die kommenden Rechnungen nicht darauf warten einen zu überlaufen.
Eine Perspektive, die er heute nicht mehr einnehmen würden.
Als Experiment hat er hat alles weggelassen, was ihm nicht glücklicher gemacht hat. Hat sich genau angesehen, was ihm die Dinge bringen, im Vergleich zu dem was er erwartet hatte.
Kaum etwas bringt mehr Raum, als alte Werte die ihrem Einfluss verloren haben.
Mit nur einen Rucksack unterwegs, kann man keinen riesigen Haufen Kleidung rumschleppen. Es macht auch keinen Sinn Möbel oder Gadgets zu kaufen. Im Endeffekt muss man alles selbst tragen. Selbst Essen kann man nur 3 Mal pro Tag. Man braucht nicht viel Geld um so zu reisen. Meist nur ein Bruchteil dessen was das Leben früher gekostet hat.
Dafür trifft man Leute, spricht oder liest viel. Lernt neue Sprachen und Verhalten, und relativiert viel. Man wird zum Beobachter, vom Einfluss alter Vorstellungen erleichtert, schätzt man die Zeit. Das Leben ist sowieso immer hier wo man ist, langweilig wird es nicht – es gibt immer was zu tun.
Man hat nichts in den Taschen, ausser die Zeit. Jede Vorstellung, jeder Wert hat irgendwann seine Halbwertszeit erreicht. Dann kann man sich entweder nach einem neuen Ding zuwenden oder sich überlegen, warum das alte überhaupt seinen Wert verloren hat.
Technik frisst Zeit?
Unsere Erfindungen sind meistens niedliche Spielsachen, die unsere Aufmerksamkeit von ernsten Dingen ablenken. Sie sind nur verbesserte Mittel zu einem unverbesserten Zweck – zu einem Zweck, der auf die einfachste Weise von vornherein hätte erreicht werden können.
Es ist kein Problem Eisenbahnen nach Newyork oder nach Boston zu bauen. Wir haben es sehr eilig eine telegraphische Verbindung zwischen Maine und Texas einzurichten. Aber Maine und Texas haben sich eventuell gar nichts Wichtiges mitzuteilen. – Walden – Leben in den Wäldern, Henry David Thoreau, 1854
Die Zeit die wir gewinnen, haben wir im selben Moment verloren.
Bei all den Einsparungen die wir durch neue Technologien gewinnen, ein Sparschwein für die Zeit hat bis jetzt noch keiner entwickelt.
Jede Wahl die wir haben kann nur jetzt getroffen werden. All die Entscheidungen die wir uns vornehmen, haben es nicht in die Realität geschafft, sondern stecken im Raum zwischen unseren Ohren fest. Die Zukunft trägt keine Wahrheit in sich. Sie belügt sich selbst.
Wenn Zeit die einzige Währung ist, die wir besitzen, warum sollten wir dann nicht hier die Sparsamkeit einbringen.
Man will sie auf keinen Fall in die falschen Aktien investieren. Es ist gut hin und wieder zurückzublicken und zu schauen ob das aktuelle Investment auch dann noch Sinn machen würde, wenn man plötzlich keine oder nur noch wenig Zeit übrig hätte.
Gemacht wirds nur hier
The moment a person learns he’s got terminal cancer, a profound shift takes place in his psyche. At one stroke in the doctor’s office he becomes aware of what really matters to him. Things that sixty seconds earlier had seemed all-important suddenly appear meaningless, while people and concerns that he had till then dismissed at once take on supreme importance. Steven Pressfield – The War of Art
Steven Pressfield schreibt in seinem außergewöhnlichen Buch „The War of Art“ über den inneren Widerstand der immer dann auftaucht wenn man versucht ist etwas „Neues“ zu schaffen. Die Form und die psychologischen Wirkungsweisen dieser Kraft sind von den Eigenheiten der individuellen Person abhängig, aber es gibt einige Grundmuster.
Eines davon ist, das der eigentliche Schaffensprozess immer nur im Jetzt stattfinden kann. Selbst wenn man sich über mögliche Projekte Gedanken macht, tun wir das immer dort, wo wir jetzt gerade sind.
Es gibt keine andere Zeit als das Jetzt. Wir können nicht annehmen dass die Zukunft besser wird, wenn wir nicht jetzt beginnen eine Veränderung zu setzen.
Wenn wir uns das Genießen für später aufheben, dann bleibt es eine Vorstellung, und verschwindet sobald der nächste Gedanke auftaucht. Selbst wenn wir dann vor dem Erdbeereis sitzen, wird ein Gedanke da sein, der uns an die nächste Zukunft erinnert.
Ob wir es wollen oder nicht, das Leben ist so gebaut, das Zeit nur hier ist. Niemand ist verantwortlich für die Vorstellungen die wir als unsere Wahrheit annehmen. Niemand anderer wird den Preis dafür zahlen außer wir selbst. Und keiner ist in der Verantwortung das zu ändern, außer uns selbst.
Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, verliert im Vergleich zu dem, was in dir liegt, an Bedeutung. – Henry David Thoreau