Habern in Malaysia

 

Ein Standl am Morgenmarkt in Georgetown auf der Insel Penang. In den Bananenblättern ist ‘sticky rice’ oft mit Fleisch, oder süßen Bananen.

September 2017, Chiang Mai
Bis Mitte Juni war Südostasien überhaupt nicht auf meinem Radar. Ich war gerade in Nepal, doch schon lange genug und dem Gefühl nach bereit um weiterzureisen. Die Idee damals war in die Himalaya Region Indiens zu fahren, zu dem Zeitpunkt der einzige Ort, wo ich nicht der irren Hitze und dem beginnenden Monsun ausgesetzt bin. Ausserdem interessiert mich die karge weite Fels und Berglandschaft, und die Menschen, die in so einer Umgebung leben.

 

Um nach Ladakh, Leh oder Spiti zu kommen, müsste ich mit dem Bus zuallererst nach Delhi, das heißt vermutlich gute 30 Stunden (oder länger) auf holprigen Straßen in zacher Hitze (Busse ohne WC, wohlgemerkt). Und dann mit ein paar Zwischenstationen ähnlich langsam Richtung Norden weiter fahren.

 

Die Alternative wäre mich zur westlichen Grenze Nepals nach Indien durchzuschlagen, über das Nainital nach Haridwar und von dort nach Manali. Diese Option bedeutet noch mehr holprigere Straßen, kaum vorhandene Infrastruktur, lokale Chickenbusse und gut 40°auf dem Flachland Nepals, dazu die tägliche Tour vom Busbahnhof ins Stadtzentrum um Hotels zu suchen, die es vielleicht gar nicht gibt.

 

Kurz, beide Optionen waren nicht verlockend und schienen mir nicht mehr als der richtige Weg. Ich hatte das Gefühl hier im halbwegs angenehmen Nepal ‚festzustecken‘. Richtung Sikkim wäre noch möglich gewesen, aber dann auch bald zu Ende, weil die Grenze zu Myanmar nur mit einem Geschäftsvisum zu überschreiten ist, und der Rest zu bergig ist.

 

Myanmar ist, nach all dem was ich von anderen Reisenden erfahren habe, ein Schatz den man so bald wie möglich gesehen haben sollte. Seit der Öffnung nach außen 2010 gehts mit dem Tourismus steil nach oben, noch sind die Nachwirkungen der ehemaligen Isolation spürbar. In positiver Hinsicht.

 

Bleibt also nur der Flug.

Die Aufstellung meiner Möglichkeiten aus Nepal rauszufliegen. Plötzlich waren es so viele.

Es hat etwas gebraucht bis ich gecheckt habe, dass ich eigentlich alle Möglichkeiten habe, und ich eigentlich in jede Richtung weiter kann, auch wenn meine ursprüngliche Idee eine Andere war. Warum also nicht Richtung Südostasien fliegen. Die Flüge nach Myanmar gehen sowieso nur über Bangkok oder Kuala Lumpur.

Ich entschließe mich ein paar Tage nach Malaysien zu fliegen und wenn es mir dort gefällt, vielleicht über Land nach ‚Burma‘ einzureisen.

 

Man weiß nie was passiert. Inzwischen ist es Anfang September. Gut zwei Wochen war ich in Malaysia, und die anderen 2 Monate in Thailand. Jetzt steht ein Visa-Run an, denn ich muss raus aus dem Königreich. Zeit Myanmar zu entdecken.

 

Aber zurück nach Nepal.

Der Flug wurde um zwölf Stunden umgebucht, und der Flughafen in Kathmandu ist so klein, dass er grade mal ein paar Imbissbuden hat. Doch ansonsten ging alles glatt. Ich lande um 4 Uhr morgens in KL. Visa gibts problemlos ‚On Arrival‘, und spätestens im Bus Richtung Stadt hab ich das Gefühl, ich bin in einer ganz anderen (Komfort) Dimension gelandet.

Südostasien ist bei den Reisenden beliebt. Es ist günstig, die Infrastruktur ist um Meilen besser und moderner als in Indien oder Nepal, und das Klima angenehm.

Und vor allem: das Essen!

Ein klassischer Essenstand in Chinatown von Kuala Lumpur

Ein Malaysier kann 5-6 Mal am Tag essen. Roti Canai oder Nasi Lemak zum Frühstück, 11 Uhr Snack, Mittagessen, ein paar leichte Nudeln um die Lücke am Nachmittag zu füllen und das Wichtigste natürlich: Abendessen.

 

Unvergleichlich, wenn man das erste Mal in einem Restaurant sitzt und versucht auf der Karte etwas auszuwählen, wenn es in nicht erkennbaren Zeichen in einer fremden Sprache geschrieben steht. Ich schiele zum Nachbarn rüber. Scheinbar ist das beliebteste Frühstück „Palatschinken“ mit Currysauce. Überraschend aber unwahrscheinlich gut.
30 Cents ärmer spaziere ich weiter.

Roti Canai, Art von Palatschinken (mit Gee) mit Curry, Dal und Sardellen

Es gibt genug Straßenstandeln die zu verschiedenen Tagezeiten auftauchen und auch wieder verschwinden. Das Essen wird vor deinen Augen zubereitet und ist, noch besser in den Händen von Menschen und nicht Konzernen.

Hier gibts gebratene Nudeln mit Shrimps/Gemüse/Schweinefleisch für 5 Ringits (1 EUR)

Kuala Lumpur ist voll von Einkaufszentren, die sich meist in den tieferen Geschossen der Hochhauslandschaft befinden. Doch manche kommen schon so alt und überholt rüber, dass man fast meint die Malaysier habens erfunden. Überraschend ist auch, dass die meisten Geschäfte dort in der Hand der ‚kleinen Leute‘ ist. Die großen Ketten findet man meist nur in den paar hypermodernen Malls

Die Skyline von KL

Die Malaysische Küche ist ziemlich divers, was nicht zuletzt auch an dem großen Anteil der chinesischen Einwanderer und Militärs zurückzuführen ist, die vor gut 100 Jahren hier stationiert waren.

Nicht zu vergessen: Satay – Man baut sich sein Essen aus gebratenen Spießen mit Soßen selbst zusammen

Die Vermählung von chinesischen Offizieren mit den ortsansässigen Frauen hat dazu geführt, dass die Küche sich vermischt hat & heutzutage ein eigenständiger Stil ist: Nyonya.

 

Früchte

Die Durian Frucht ist sehr eigen. Sie riecht nach Intimschweiß, und stinkenden Socken. Schmeckt aber süßlich und nach karamellisierten Zwiebeln.

Es gibt so unglaublich leckere Früchte, die ich noch nie irgendwo gesehen habe, aber total eigenständigen Geschmack haben. Durian ist sicher die mit dem meisten Kontroversen.

Grade deshalb ist vielen Orten verboten. Der Geruch alleine ist so penetrant und noch dazu schwer wegzubekommen. Trotzdem, oder vielleicht genau deswegen gibt es viele Connaisseure.

 

Links Durian aus der Schale gelöst (schaut aus wie ein Insekt), rechts Jackfruit (schmeckt ein bisschen wie das Bananenmus aus der Schokobanane)

 

Wenn Durian die Königsfrucht genannt wird, fällt Mangostan oft als die Königin. Sie schmeckt irgendwo zwischen Trauben, Ananas, Grapefruit und Pfirsich (lt. wikipedia). Sehr sehr lecker!

 

Vegetarisch

Curry Laskha hmmmm

Bei so einer großen Auswahl ist es keine große Kunst gleich Vegetarier zu werden, auch während man unterwegs ist.

 

Indien ist der perfekte Einstieg in die vegetarische Küche. Die Auswahl und die derart verfeinerte Art der Zubereitung lässt keine Wünsche offen.

Seit ich dort war, hab ich begonnen ausschließlich vegetarisch zu essen, und so wie’s aussieht ist mir bis jetzt nix abgegangen. Im Gegenteil, ich fühl mich ziemlich fit und gut in Form, obwohl ich abgesehen vom täglichen Stadtspaziergängen kein Workout mache.

Frühstück: Banane, Mango, und Coconut Steamed Bun

Meistens beginnt der Tag nur mit Früchten vom lokalen Markt, einer der wenigen Orte die zu meinem frühen Fotospaziergang schon offen haben. Dabei bleibt es bis Mittags, außer wir treffen uns auf einen Cafe mit anderen Reisenden oder Digitalen Nomaden, um vorm Laptop zu arbeiten.

Mittags gehts meist zu einem vegetarischen Restaurant die in der Regel ein Buffet anbieten und je nach Menge dir einen Preis nennen, meist irgendwo zwischen 1-2 EUR.

 

Und Abends gehts zu den Ecken der Stadt wo mit der Dämmerung die Straßenstandl auftauchen, in dem Versuch vielleicht irgendwann alles probiert zu haben. Doch mit der Zeit hat man dann eine Ansammlung von Lieblingsgerichten und Plätzerl zu denen man immer wieder zurück kommt.

Coffee to go

Ich jeden Tag dankbar meine Zeit in so einem offenen und gut organisierten Land verbringen zu können. Es gibt immer eine Neue Ecke zu entdecken, und ich treffe viele Menschen die ihren eigenen Weg gefunden haben, zumindest zeitweise unterwegs zu ‚leben‘.

Last but not least ich habe hier die Zeit und die Muse an Dingen zu arbeiten die mich am meisten begeistern, was meist mit Computer und Kreativität zu tun hat.

 

Und obendrauf ist das schönste, dass ich jederzeit alle Pläne über den Haufen werfen und einfach weiter in die nächste Stadt fahren kann. In dem Fall war das über Land nach Bangkok. In einem so bequemen und sauberen Schlafwaggon, von denen man in Indien nur träumen kann.